"Wir wollen mehr Strategie in unseren Partnerschaften bringen, um als Organisation nachhaltiger zu werden", erklärte Olga Dryndova von djo, Deutsche Jugend in Europa in der Anfangsrunde. Katerina Konecna vom Stuttgarter Jugendhaus pflichtete ihr bei: "Unser Ziel ist es, mehr Freiwillige zu entsenden und dauerhafte Partnerschaften ins Ausland zu entwickeln – da ist der Strategische EFD eine gute Chance."
Dass die Tendenz dabei aber nicht nur hin zu "mehr Freiwilligen und mehr Einsatzstellen" geht, sondern auch die Qualität beachtet werden muss, war Markus Rebitschek von der Europäischen Jugendbildungs- und Jugendbegegnungsstätte Weimar wichtig: "Ich wünsche mir, dass der Trend zu mehr besseren Projekten geht. Die Freiwilligen sind meist nicht mehr 18 Jahre alt, sondern Mitte 20 und haben schon unterschiedliche Dinge erlebt. Oft haben auch die Träger große Schwierigkeiten ihren Alltag mit den Bedürfnissen der Freiwilligen abzugleichen. Deswegen bin ich für ein effektiveres Monitoring."
Vier Millionen Euro mehr an Fördergeld für den EFD
Manfred von Hebel, stellvertretender Leiter von JUGEND für Europa, begrüßte die Teilnehmenden der Projektwerkstatt in Bonn: "Wir freuen uns, dass Sie sich auf das neue Förderformat Strategischer EFD eingelassen haben"
Die EU-Kommission, so erklärte er, sehe im Strategischen EFD ein wichtiges Instrument zur Stärkung des bürgerschaftlichen Engagements und der Partizipation junger Menschen an der europäischen Gesellschaft. Von Hebel betonte auch, dass das Budget für den EFD im Vergleich zu 2016 um 63 Prozent auf über zehn Millionen Euro gestiegen sei. Fördergeld, das gern für gute strategisch-systemische Projekte ausgegeben werden könne.
Zur Projektwerkstatt waren besonders erfahrene EFD-Träger gekommen. Die Programmreferentinnen Vanessa Rötzel und Karin Schulz erläuterten das neue Förderformat und beantworteten die vielen Fragen. "Es gab schon lange den Wunsch, den EFD weiter zu entwickeln und mehr Flexibilität zu ermöglichen. Beim Strategischen EFD ist der Schritt der Antragstellung nun vereinfacht", erklärte Vanessa Rötzel. Man müsse zum Beispiel noch nicht alle Kooperationspartner und Länder benennen. Durch die strategisch-systemischen Wirkungen, die erreicht werden sollen, sei aber der gesamt Projektverlauf komplexer.
"Wir haben vier Millionen Euro mehr an Fördergeld als im letzten Jahr, von daher ist das ein guter Zeitpunkt, um den EFD auszubauen und mehr Jugendliche auf den Weg nach Europa zu bringen", plädierte Schulz dafür, mehr EFD-Anträge zu stellen. Die nächste Antragsfrist endet am 26.04.2017. Zu diesem Termin können dann auch erstmals Anträge für den Strategischen EFD eingereicht werden.
Neues Format: Ideen sind da – und einige Fragen noch offen
Viele der Fragen drehten sich um Formalia wie Projektdauer, Antragstellung und die Gewährungskriterien, die die Teilnehmenden selbst nachvollziehen sollten: So wird bei der Beurteilung eines Antrags im Strategischen EFD die Wirkung und Verbreitung sowie die Relevanz des Projektes stärker gewertet als die Qualität der Projektkonzeption und -durchführung.
Dass die höhere Flexibilität im Strategischen EFD auch eine Herausforderung ist, wurde schnell deutlich: Denn wenn nur die koordinierende Organisation bei der Antragsstellung genannt werden muss (und Partnerorganisationen später dazu kommen können), hat diese auch die alleinige Verantwortung für das Budget.
Anastazja Zydor von der Jugendbildungsstätte Unterfranken sieht dies kritisch: "Was ist denn, wenn ein oder mehrere Partner abspringen? In fast allen anderen Programmen sind Antragsteller und Partner gemeinsam in der Pflicht und hier nicht." Dies müsse überdacht werden.
Reinhard Griep von der Jugendakademie gab einen anderen Punkt zu bedenken: "Ich plädiere dafür, dass man sich trifft, bevor der Antrag eingereicht wird, damit wirklich strategische Partnerschaften entstehen können. Wenn wir über Themen wie Europäische Bürgerschaft reden und dann nur die Sicht des Antragsstellers in den Antrag einfließt und nicht die der Partner, dann ist das bestenfalls das an etwas drandocken an das, was einer erarbeitet hat."
Dem aber widersprach Ulla Eberhard von der Kölner Freiwilligenagentur: "Für manche Organisationen ist eine Pilot- und Planungsphase sicher wichtig, bevor der Antrag geschrieben wird, für uns allerdings nicht." Die Kölner Freiwilligenagentur will ein Partnerschaftsstädte-Projekt initiieren: Köln hat 23 Partnerstädte, doch gibt es nur mit einigen Städten EFD-Partnerschaften. Der Strategische EFD soll nun dafür genutzt werden, um dieses EFD-Netzwerk auszubauen und eventuell sogar Ringpartnerschaften einzuführen.
Diese und andere Vorhaben wurden auf der Projektwerkstatt vorgestellt und diskutiert. Wie kann der Strategische EFD für Projekt mit Jugendlichen mit erhöhtem Förderbedarf genutzt werden? Wie kann der Strategische EFD genutzt werden, um Jugendarbeitslosigkeit zu bekämpfen? Wie kann politische Bildung durch den Strategischen EFD gestärkt werden? Beim abschließenden World Café ging es noch mal darum, diese Ideen mit inhaltlichen Inputs von anderen anzureichern.
Und die offenen Fragen? Diese sollen zeitnah mit der EU-Kommission geklärt werden. Das offizielle Antragsformular wird jedenfalls im März zur Verfügung stehen.
(Lisa Brüßler für JUGEND für Europa)
---
Die erste Antragsfrist für den "Strategischen Europäischen Freiwilligendienst" endet am 26.04.2017 um 12:00 Uhr.
Link: Alle Informationen zum "Strategischen Europäischen Freiwilligendienst" finden Sie auf unserer Programmseite JUGEND IN AKTION...