Zum Höhepunkt und Ende des Jubiläumsjahres trafen sich am 30. November Entscheidungsträger, Vertreter der Bildungsbereiche und des Jugendbereichs sowie Vertreter der Erasmus+ Generation, um Bilanz zu ziehen und ein Blick in die Zukunft zu werfen.
Ein ereignisreiches 30. Jahr
Von Erasmus zu Erasmus+: Mehr als 750 000 Menschen nahmen 2017 an über 1900 Veranstaltungen in 44 Ländern teil, um Erasmus+ und die Wirkungen des Programms zu feiern. 65 000 Artikel wurden veröffentlicht und mehr als zwei Millionen Mal in den sozialen Medien geteilt. Mehr als 90 Millionen Menschen konnten so erreicht werden. Die neue mobile Applikation Erasmus+ wurde seit Juni 2017 bereits mehr als 22 000 Mal heruntergeladen.
Deklaration zur Zukunft des Programms
Die Erasmus+ Generation diskutierte in einem Online-Treffpunkt das ganze Jahr über zur Zukunft des Programms. Daraus gingen 30 Empfehlungen hervor, wie Erasmus+ „noch größer“ werden und „noch größere Wirkung“ auf die Zukunft Europas entfalten kann. Dorit Fauck, ehemalige Freiwillige im Europäischen Freiwilligendienst und Mitglied des EuroPeers-Netzwerk seit 2011, nahm als Moderatorin auf Vorschlag von JUGEND für Europa an der Diskussion teil. In der Debatte zum Thema „Bürgerschaftliches Engagement“, die sie moderierte, wurden Empfehlungen hinsichtlich der Weiterentwicklung der europäischen bildungspolitischen Dimension (european civic education) des Programms erarbeitet. Erasmus+ sollte sich stärker den Themen Demokratie, Menschenrechte, Solidarität und Rechtsstaatlichkeit widmen. „Erasmus+ soll nicht nur nachhaltiger auf Personen wirken, sondern auch Wirkungen für die Gesellschaft erzeugen“, schreiben die Autoren. Alumni-Netzwerke, auf lokaler und europäischer Ebene koordiniert, sollen zudem dazu beitragen, dass Teilnehmenden auf ihre Erfahrungen aufbauen und sich gesellschaftlich weiter engagieren. Das Programm soll darüber hinaus Projekte auf lokaler und europäischer Ebene fördern, die eine klare europäische Dimension haben und gesellschaftliche Kompetenzen fördern.
Die vollständige Deklaration der Erasmus+ Generation wurde in Brüssel offiziell zur Abschlussveranstaltung der Jubiläumsfeierlichkeiten vorgelegt. (Download als PDF)
Kommissionspräsident Juncker hatte im Juni bereits ähnliche Vorstellungen geäußert: „Jeder Euro, den wir in Erasmus+ investieren, ist eine Investition in die Zukunft – in die Zukunft eines jungen Menschen und in die Zukunft unserer europäischen Idee. Ich kann mir nichts vorstellen, was investitionswürdiger wäre, als diese für die Zukunft so wichtige Generation. Wir haben gerade den neunmillionsten Teilnehmer gefeiert. Lassen Sie uns nun auch neunmal mehr Ehrgeiz in die künftige Gestaltung des Erasmus+-Programms stecken.“ Anfang November forderte er die Staats- und Regierungschefs der EU auf dem informellen Sozialgipfel in Göteborg auf, die Anzahl der jungen Menschen in der EU, die an Erasmus+ teilnehmen, bis 2025 von 3,7 % auf 7,5 % zu verdoppeln, was für den Zeitraum 2021-2027 Mittel in Höhe von 29,4 Mrd. EUR erforderlich macht. Auf der Tagung einigten sich die Staats- und Regierungschefs der EU darauf, Mobilität und Austausch unter anderem durch ein deutlich gestärktes, inklusives und erweitertes Erasmus+-Programm für Engagierte und Lernende in allen Bildungsbereichen voranzutreiben.
Die Mittelausstattung von Erasmus+ wurde 2016 gegenüber dem Vorjahr bereits um 7,5 % aufgestockt, so dass die EU einen Rekordbetrag von 2,27 Mrd. EUR investierte, um 725.000 Europäer mit einer Mobilitätsförderung zu unterstützen. Somit steigt die Zahl der Erasmus+ - Teilnehmer auf über 2 Millionen seit Beginn des laufenden Programms im Jahr 2014. 2016 wurden aus den Mitteln des Programms insgesamt 21.000 Projekte unterstützt, die von 79.000 Organisationen in den Bereichen allgemeine und berufliche Bildung und Jugend durchgeführt wurden. Dies entspricht einem Anstieg von 15 % gegenüber 2015.
Ein Blick auf den Jugendbereich
So lässt sich der Erfolg des Programms insgesamt und auch des Jugendteils nicht mehr wegdiskutieren. Auch 2016 – wie schon in den Jahren zuvor – wurden europaweit die weitaus meisten Erasmus+ - Mobilitätsprojekte im Programmteil JUGEND IN AKTION beantragt und bewilligt.
Das Interesse an diesem Förderbereich steigt seit Beginn des Programms kontinuierlich an. Fast 17.500 Anträge erreichten die Nationalen Agenturen im Jahr 2016, eine Steigerung um 11% gegenüber dem Vorjahr 2015. 5.780 Projekte konnten 2016 bewilligt werden, 2015 waren es 4% weniger. Die Förderquoten bewegen sich aber angesichts der kontinuierlichen Steigerung und trotz des gestiegenen Gesamtbudgets auf einem viel zu niedrigen Level, auch weiterhin müssen Projekte trotz guter Qualität abgelehnt werden.
An Mobilitätsmaßnahmen im Jugendbereich haben insgesamt 157.600 junge Menschen in Jugendbegegnungen, dem Europäischen Freiwilligendienst sowie Jugendfachkräfte teilgenommen.
Das Programm wirkt inklusiv
Im vergangenen Jahr trug Erasmus+ wesentlich dazu bei, die Mitgliedstaaten bei der Förderung sozialer, staatsbürgerlicher und interkultureller Kompetenzen gemäß den Zielen der Pariser Erklärung zu unterstützen. 2016 konnten mit dem Programm mehr junge Menschen als je zuvor aus benachteiligten Bevölkerungsgruppen und solche mit besonderen Bedürfnissen einbeziehen. So sind z.B. Jugendbegegnungen weiterhin ein in hohem Maße inklusives Format zur Förderung von Jugendmobilität, da 2016 41 % der programmweit 104 000 Teilnehmer junge Menschen mit geringeren Chancen waren. Über 45 % der Teilnehmer am Europäischen Freiwilligendienst, deren Anzahl in einem Jahr erstmals auf über 10 000 stieg, sind junge Menschen mit geringeren Chancen.
200 Mio. EUR flossen in 1200 Kooperationsprojekte zur Förderung von Toleranz, Nichtdiskriminierung und sozialer Einbeziehung. Besondere Aufmerksamkeit galt dabei der Auswahl von Projekten zugunsten von Flüchtlingen, Asylbewerbern und Migranten vor allem aus dem Bereich der Mobilität von jungen Menschen. Im Jugendbereich kam ein Viertel der geförderten Projekte im Rahmen grenzüberschreitender Partnerschaften entweder unmittelbar Migranten, Flüchtlingen oder Asylbewerbern zugute oder zielte auf deren Einbeziehung, die Erlangung der Unionsbürgerschaft und die gemeinsamen Werte Freiheit, Toleranz und Nichtdiskriminierung ab. Insgesamt dienten 34 % der Strategischen Partnerschaften im Bereich Jugend der sozialen Einbeziehung und der Solidarität.