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Rückkehrarbeit im Europäischen Freiwilligendienst

Persönliche Entwicklung, europäische Dimension und Öffentlichkeit

Rückkehrarbeit ist elementarer Bestandteil des pädagogischen und politischen Rahmens des Europäischen Freiwilligendienstes. Sie beginnt schon viel früher als erst mit der Rückkehr der Freiwilligen aus ihrem Zielland und umfasst weitaus mehr als nur das Aufeinandertreffen ehemaliger EFDler und deren Austausch über das Erlebte.

Ein Europäischer Freiwilligendienst stellt für die, die ihn leisten, eine Zäsur im Leben dar. Nach dem Schulabschluss, während oder nach dem Studium oder der Ausbildung machen sich die jungen Leute auf, andere Länder, Kulturen und Sprachen kennenzulernen, „mal was anderes zu erleben“, „eine Pause einzulegen“ und sich dabei persönlich und fachlich weiterzuentwickeln.

Sie kehren mit einer unglaublichen Bandbreite an neuen Kompetenzen zurück: Selbstorganisation, Eigenverantwortlichkeit, interkulturellen und Methodenkompetenzen, um nur einige zu nennen. Diese aufzufangen, freizulegen, zu strukturieren und weiterzuentwickeln, ist Aufgabe der Rückkehrarbeit, denn sie stellen nicht für die weitere persönliche Entwicklung der Freiwilligen ein riesiges Potenzial dar, sondern auch für die politische und gesellschaftliche Bildungsarbeit von der lokalen bis zur internationalen Ebene.

Ziele und Stellenwert der Rückkehrarbeit

Wichtige Punkte in der Rückkehrarbeit sind:

  • die Auswertung der persönlichen Erlebnisse und der Lernerfahrungen im EFD,
  • die Orientierung für weiteres Engagement oder die Berufswahl,
  • die Vernetzung ehemaliger, gegenwärtiger und zukünftiger Freiwilliger und
  • die Beschäftigung mit der europäischen Dimension des Freiwilligendienstes.

Zentrales Anliegen ist, dass sich die Freiwilligen bewusst werden, welche Rolle sie als MultiplikatorInnen und BotschafterInnen ihres Ziellandes innehaben. Die Themen, über die sie ihrer Familie und ihren Freunden zu Hause per Telefon, Skype, Mail oder Blog bereits während ihres Aufenthaltes im Zielland berichten, die Art und Weise wie sie berichten und welche Bilder sie veröffentlichen, prägen deren Sicht auf das Land.

Diese Kommunikation setzt ein hohes Maß an Reflexion sowie an interkultureller Kompetenz und an Medienkompetenz voraus. Darum darf die Rückkehrarbeit im Grunde genommen nicht erst mit der Rückkehr der Freiwilligen nach Deutschland beginnen. Schon bei der Vorbereitung auf den EFD und währenddessen müssen die Freiwilligen das Erlebte strukturieren und in ihren bisherigen Lebenshorizont integrieren. Sie müssen darüber reflektieren, welche Auswirkungen der EFD auf ihre Zukunftsplanung haben soll bzw. haben wird.

Instrumente in der Freiwilligenbegleitung

Zu diesem Zweck gibt es Veranstaltungen zur Vorbereitung, zur Zwischen- und Endauswertung des EFDs, die sogenannten Einführungs- und On-Arrival-Trainings, die Mid-Term-Meetings und das Rückkehr-Event, durchgeführt von den Entsende- und Aufnahmeorganisationen bzw. der Nationalagentur.

Neben den Veranstaltungen existieren zwei weitere wichtige Instrumente bei der Rückkehrarbeit für die Europäischen Freiwilligen: die EuroPeers und der youthpass. Die EuroPeers sind ehemalige Europäische Freiwillige oder ehemalige Teilnehmende internationaler Jugendbegegnungen, die ehrenamtlich an Schulen, auf Veranstaltungen und in non-formalen Zusammenhängen öffentlichkeitswirksam und authentisch von ihren internationalen Erfahrungen, den damit verbundenen Möglichkeiten und der europäischen Dimension des Programms berichten. Dies hilft wiederum, den EFD neben anderen deutschen Förderprogrammen mit seiner ganz speziellen Ausrichtung sichtbar zu machen.

Im youthpass dokumentieren die Freiwilligen zusammen mit ihren TutorInnen im Zielland Lernziele und erlangte Kompetenzen aus non-formalen Bildungszusammenhängen. Im besten Fall wird dieser über den gesamten Zeitraum des EFDs stets aktualisiert und ist somit nicht nur Dokumentation und Mittel der Öffentlichkeitsarbeit, sondern auch Grundlage zur Selbstreflexion für die Freiwilligen.

Wandlung der Rückkehrarbeit

Bis 2011 waren die Bildungsträger im Auftrag der Nationalagentur JUGEND für Europa mit der Durchführung von Rückkehrseminaren betraut. In Seminargruppen, bestehend aus 20 bis 30 Teilnehmenden, trafen die zurückgekehrten Freiwilligen aufeinander, um über den Dienst zu reflektieren, sich auszutauschen, eigene Projekte zu entwickeln, der Nationalagentur eine kritisch-konstruktive Rückmeldung bezüglich des EFDs zu geben und sich mit der Integration des EFDs ins eigene derzeitige Leben auseinander zu setzen. Die Rückkehrseminare hatten einen hohen verpflichtenden Charakter.

Seit 2012 wurden die einzelnen Seminare zu einem zentralen, zwei- bis dreitägigen Rückkehr-Event zusammengefasst, dem „comeback“. Damit strebte die EU-Kommission unter anderem an, den EFD und dessen Wirkungen sichtbarer zu machen. Auf diese Weise wird auch eine Abgrenzung zu anderen Freiwilligendienstprogrammen wie „weltwärts“ und dem Bundesfreiwilligendienst erzeugt, die wichtig ist, um als Freiwilligendienst in Deutschland wahrgenommen zu werden.

Das Comeback ist für die Freiwilligen nicht mehr verpflichtend, die Teilnahme wird aber von der Nationalagentur dringend empfohlen. Ein Nachteil dabei ist, dass von den 800 Freiwilligen eines Jahrgangs nur 300 vor Ort teilnehmen können. Diese sind dafür höchst motiviert und interessiert daran, sich mit kritischen Dingen auseinanderzusetzen. Die übrigen 500 sind darauf angewiesen, dass ihre Entsendeorganisationen ein Nachbereitungsprogramm für sie bereitstellen.

Viele Themen in der Rückkehrarbeit sind über die Jahre geblieben: Austausch mit Gleichgesinnten, der Umgang mit dem Rückkehrschock, die Entwicklung von politischen Aktionen. Was sich allerdings verändert hat, ist die Vielfalt, mit der die Themen bearbeitet werden können, und das auf Grund der Wandlung zur Großveranstaltung. Einige inhaltliche Schwerpunkte haben sich dabei in den letzten Jahren herauskristallisiert: alternative Lebensformen, Entschleunigung und wirtschafts- und konsumkritische Themen.

comeback 2014

Auf comeback 2014 konnten die Freiwilligen aus 32 Workshops wählen und sich dort intensiv mit verschiedenen Themen beschäftigen – Workshops zu Sprache und Kommunikation, Kultur, Umwelt und Politik und Projektmanagement.

In den Regiogruppen trafen die Freiwilligen aufeinander, die aus derselben Region in Deutschland kommen, und sie konnten hier in einem geschützten, kleinen Rahmen über persönliche Dinge reflektieren.

Das Polit-Battle bot einen direkten Austausch mit PolitikerInnen zum EFD-relevanten Thema: „Wie friedlich soll die EU sein?“.

Neu waren seit diesem Jahr die Ländergruppen – hier tauschen sich diejenigen Freiwilligen aus, die im selben Land gearbeitet haben. Der Wunsch nach den Ländergruppen war beim comeback 2013 von Seiten der Teilnehmenden aufgekommen, die es schwierig fanden, in der Masse aus 300 ehemaligen Freiwilligen auf diejenigen zu treffen, die im selben Zielland gearbeitet haben.

Auf der Zukunftsbörse informierten sich die Teilnehmenden über verschiedene Organisationen und Institutionen, bei denen sie sich weiterhin engagieren können – beispielsweise bei den EuroPeers.

Ein Dienst am friedlichen Miteinander

Der EFD ist nicht nur ein Auslandsaufenthalt. Er ist ein Dienst am friedlichen Miteinander der europäischen Länder und deren Nachbarstaaten, welches geprägt ist von zivilgesellschaftlichem Austausch, Verständnis und dem Willen zur Mitgestaltung. Die pädagogische, gesellschaftliche und politische Bedeutung, die dem EFD innewohnt, macht eine reflektierte, professionelle und auf die sich ändernden Rahmenbedingungen Bezug nehmende Begleitung unabdingbar. 

(Babette Pohle für JUGEND für Europa)

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